Ich glaub ja nicht an Geheimtricks, an dieses eine Ding, das ich jedem empfehle, weil damit alles anders und besser und goldener und diamantenbestäubt ist.
Aber. Einen nicht-so-wirklich-geheimen Trick hab ich doch. Und zwar für alle, die neue Angebote entwickeln oder an einem Produkt arbeiten, vielleicht sogar an ihrem eigenen Magnetprodukt.
Klingt nicht super-sexy, ist aber weltverändernd. Und zwar zum einen aus ganz vielen produktbezogenen Gründen, auf die ich weiter unten eingehe – zusammenfassend gesagt, hast du ein attraktiveres Produkt, das sich besser verkauft, wenn du mit Beta-Kunden arbeitest – zum anderen aus einem persönlicheren Grund:
Die bringen dich auch dann in Bewegung, wenn du selber noch völlig paranoid und paralysiert auf deine Arbeit starrst, und dir nie-nie-nie vorstellen kannst, dass du dieses Ding in naher Zukunft der Welt-Öffentlichkeit vorstellst.
Denn die Beta-Kunden sind ja erst mal eine Mini-Öffentlichkeit. Ein erweitertes, wenn auch kritisch-konstruktives Wohnzimmer. Nichts, was dich so richtig nervös macht. Nur so ein bisschen. Und so kannst du den ersten Schritt Richtung Veröffentlichung machen – auch wenn du dich noch gar nicht bereit dafür fühlst.
Klingt interessant? So geht's – und darauf solltest du achten:
In meiner Definition ist ein Beta-Kunde jemand, der einen geringeren Preis zahlt für dein Produkt, als es später voraussichtlich kosten wird, und der dafür das Produkt testet, also bereit ist, dir intensiv Feedback dazu zu geben.
Der Begriff kommt eigentlich aus der Software-Entwicklung, wo die Roh-Version eine Alpha-Variante und die erste wirklich nutzbare, aber noch ungetestete, eine Beta-Version ist.
Meine Definition gilt für Produkte genauso wie für Dienstleistungen: Ich habe zum Beispiel bei der Entwicklung des Schnellstarts zum ersten Mal aktiv mit Beta-Kunden gearbeitet. Mit ihnen bin ich testweise meine gesamte Idee der Website-Erstellung in einem Tag durchgegangen, denn bis dahin hatte ich das ja nur auf dem Papier stehen. Erst als ich den Prozess sechs Mal mit meinen Betas ausbuchstabiert hatte, habe ich den Schnellstart genauer beschrieben und öffentlich zugänglich gemacht.
Ähnlich mache ich es gerade mit meinem neuen Leitfaden zur besseren Website (namens „Feinschliff“): Ich arbeite zur Zeit intensiv mit einer Handvoll Beta-Kunden meine bisher erstellten Unterlagen durch und überarbeite und verbessere sie währenddessen – und bekomme schon wieder so unglaublich hilfreiches Feedback.
Das sind die besten Gesprächspartner, die ich mir in dieser Phase vorstellen kann.
Für deine Tester ist das Ganze toll, weil sie einen direkten Draht zu dir haben und ein Produkt, das sie interessiert, durch ihre Ideen mitgestalten können.
Zum Beispiel hat mir eine Beta-Testerin die Idee gegeben, in Feinschliff mit einer Mind Map zu arbeiten – diese Mind Map ist inzwischen ein Kernbestandteil von dem Leitfaden. So können die Tester dafür sorgen, dass sie ein Produkt bekommen, das genau ihre Bedürfnisse erfüllt.
Außerdem kommen deine Betas natürlich in den Genuss deiner intensiven Zeit und deines Produkts, und das für weniger Geld, als sie später zahlen müssten.
Was willst du erreichen / wissen? Ist dir selber klar, wo du am meisten Input gebrauchen könntest? Kannst du deinen Betas gegenüber genau formulieren, was du von ihnen wissen willst?
Deine Betas sollten so nah wie möglich an deinen Wunschkunden liegen. Denn je näher sie an deinen Wunschkunden dran sind, um so wertvoller ist ihr Feedback. Außerdem müssen sie so viel Geduld mitbringen, dass sie auch Zeitplanänderungen oder Neu-Entwicklungen mittragen können.
Passende Beta-Kunden findest du über deinen Blog oder deine Mail-Liste. Oder du fragst im Bekannten- oder Freundeskreis, ob sie jemanden kennen, der passen könnte. Oder du schreibst einzelne Wunschkunden von dir direkt an, ob sie sich das vorstellen könnten – das ist besonders schön, weil diese Kunden sich ja zu Recht besonders ausgewählt fühlen.
Nimm außerdem nicht nur einen oder zwei, sondern mindestens 5 Test-Kunden. Sonst hast du keinen wirklichen Querschnitt und richtest deine Produktentwicklung zu sehr nach einzelnen Geschmacksfragen, und um die geht es hier nur zweitrangig. Bei Software oder einer App können es übrigens locker auch mal mehrere Hundert Tester werden!
Das bedeutet, dass du den ganzen Ablauf so steuerst, wie du es später auch beim echten Verkauf machen würdest – sonst kannst du den Verkaufsprozess ja nicht mittesten. Sprich: Links, Downloads, Rechnungsstellung, Verträge … alles, was du hier schon testen kannst, gibt dir Sicherheit bei der eigentlichen Veröffentlichung.
Kritische Punkte könnten zum Beispiel sein: der Fertigkeitsgrad deines Angebots, die Zeit, die du bereit bist zu investieren, wann du wie viel und was für Feedback von deinen Betas haben möchtest. Kläre so viel wie möglich davon vorab – zum Beispiel kannst du von Anfang an konkrete Feedbackpunkte vereinbaren (ein telefonischer Check-In, ein Fragebogen per Mail am soundsovielten …).
Kläre auch deine eigenen Erwartungen vorab: Wie wirst du mit nicht-so-tollem Feedback umgehen? Kannst du damit umgehen, ohne dass es dich umhaut? Was bist du bereit, anzupassen, was nicht?
Du darfst auch nein sagen oder ein Feedback nicht mit einbauen – es ist nur wichtig, dass du weißt, warum.
Wenn du die Möglichkeit daze hast, hol dir dein Feedback am Telefon oder per Skype oder in einem Gespräch vor Ort. Wenn du die Möglichkeit hast, zuzusehen, wie jemand dein Produkt auspackt und nutzt: noch viel besser.
Du bekommst im persönlichen Gespräch so viel mehr Zwischentöne mit als in einem schriftlichen Feedback-Bogen – und du kannst spontaner einhaken und nachfragen, wenn sich nebenbei eine interessante Komponente ergibt, an die du bisher noch nicht gedacht hast.
Außerdem kostet ein Gespräch deine Betas meist weniger Zeit und Mühe. Wenn du allerdings Testkunden hast, die viel lieber schreiben als sprechen, macht es natürlich Sinn, auf sie einzugehen und nicht deine Vorstellungen durchzudrücken.
Während du mit Beta-Kunden arbeitest, sollten sie absolute Priorität für dich haben. Dieser Test ist zu wichtig, als dass du ihn so nebenbei laufen lassen kannst.
Nimm dir Zeit, um deine Tester zu recherchieren (über ihre Website und Social-Media-Profile) und so viel wie möglich über sie herauszufinden. Mach dir darüber Notizen. Mach dir Gesprächsnotizen. Halte sie auf dem Laufenden, schick ihnen Zwischenstände deiner Arbeit, erzähle ihnen ehrlich, was in deinem Kopf vorgeht und wie sich dein Angebot entwickelt. Belohne sie für ihre Arbeit mit Information, Unterstützung, Rabatten, Geschenken … Zeig ihnen, dass sie dir wichtig sind.
Das ist natürlich eigentlich sonnenklar, aber zu wichtig, um es nicht zu erwähnen: Zeig deinen Testern, dass du ihr Feedback umsetzt und einarbeitest. Notier dir, wer was vorgeschlagen hat und melde dich bei dieser Person, wenn du ihren Vorschlag umgesetzt hast. Halte diese wertvollen Gespräche über deine Arbeit so lange wie möglich am Laufen.
Wie ich es vor einer Weile auf einem Blog gelesen habe: Why would you not want an excuse to talk to one of your customers?
Dieser ganze Prozess lohnt sich hundertfach, aber er kostet Zeit. Plan dir diese Zeit mit ein, und dann ein Vielfaches davon.
Du wirst Energie und Motivation bekommen durch den Input deiner Betas – aber auch eine Menge neuer Arbeit. Nur wenn du dafür genug Luft in deinem Produkt-Fertigstellungs-Kalender hast, wirst du wirklich etwas von deinen Beta-Kunden haben.
Update! Bist du neugierig geworden auf den Website-Verbesserungs-Leitfaden? Der ist inzwischen fertig, heißt Feinschliff und du findest ihn hier:
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