Heute! Heute packen wir das Biest an, das Biest namens „Über-Mich-Seite“. Denn aus meiner Arbeit mit meiner eigenen Website und mit meinen Kund:innen an deren Websites weiß ich zwei Dinge ganz genau:
1. Die Über-Mich-Seite wird wahnsinnig oft angeschaut.
Bei mir selber (und das ist ziemlich klassisch) steht sie immer etwa an dritter Stelle der angeschauten Seiten:
2. Das Schreiben einer Über-Mich-Seite fällt oft schwerer als die ganzen restlichen Texte zusammen.
Das liegt meistens daran, dass man denkt, auf einer Über-Mich-Seite gehe es nur um einen selbst – und wir haben nicht gelernt, ruhig und entspannt und unaufgeregt selbstbewusst über uns zu sprechen. Also macht es uns Kummer.
Aber, und darüber habe ich bereits geschrieben: Beim Schreiben deiner Über-Mich-Seite geht es gar nicht um dich. Sondern, wie immer und überall sonst auf deiner Website auch, um deine Leser:innen. Die hoffentlich bald zu Kund:innen werden.
Das bedeutet wiederum: Du kannst aufatmen. Denn mit einer interessierten und wohlwollenden potenziellen Kundin zu plaudern ist ja gar nicht soo schwer.
Wir wissen jetzt also, dass die Über-Mich-Seite überwichtig ist, und wir wissen, dass unsere Angst davor, die „richtig“ zu schreiben, vielleicht gar nicht so angebracht ist. Das baut beides hoffentlich in dir einen Schwung auf, mit dem du heute eine einzige klitzekleine Kleinigkeit an deiner Über-Mich-Seite verbesserst. Denn mit klitzekleinen Kleinigkeiten beginnt jede große Veränderung.
Damit du das ordentlich tun kannst, stelle ich dir hier eine richtig ordentliche Übersicht zusammen, was diese wichtige Seite eigentlich tun sollte und wie sie das am besten tut.
Ready? Ready!
Deine Über-Mich-Seite hat zwei Aufgaben.
Die eine ist allgemeingültig: Diese Seite soll dir helfen, eine Beziehung zu deinen Leser:innen zu entwickeln.
Das bedeutet: ihnen die Möglichkeit geben, besser zu begreifen, wer du bist und für was du stehst, und damit abzugleichen, ob sie daran anknüpfen und dir vertrauen können. In dieser Beziehung geht es bei deiner Über-Mich-Seite viel mehr um die Menschen, die deine Seite lesen, als um dich. Oder, noch genauer: Es geht um eure Schnittstellen.
Die zweite ist individueller: Deine Über-Mich-Seite soll die Leserin, nachdem sie dieses Vertrauen zu dir geknüpft hat, irgendwo hin leiten.
Wo das ist: darfst und musst du entscheiden, denn du führst sie durch deine Seite. Deine Über-Mich-Seite wird andauernd angeklickt. Das ist Gold wert. Menschen wollen diese Seite lesen, und sie wollen gesagt bekommen, was sie danach tun sollen.
Um diese beiden Aufgaben zu erfüllen, gibt es keine einfache Formel, die du nur ausfüllen brauchst. Aber es gibt Fragen, die dir eine gute Vorbereitung schaffen und somit das Schreiben erleichtern, und es gibt eine Reihe von Elementen, die viel Sinn machen für eine solche persönliche und kräftige Über-Mich-Seite. Beides schauen wir uns jetzt nacheinander an.
Denn, das wird vermutlich langsam klar: Eine Tabelle mit Lebenslauf-Daten und eine kleine Biographie in der dritten Person erfüllen die eben genannten Aufgaben nicht.
Entflammt mit Begeisterung. In Liebe getränkt. Warm. Komplett informiert und dadurch beruhigt. Kribbelig vor Aufregung. Alles gilt – nur, wenn dir nur „neugierig“ einfällt, dann geh noch tiefer (das ist das Erste, was vielen Menschen auf diese Frage einfällt, und da ist immer noch etwas Spannenderes dahinter).
Schreib dir eine Liste dieser Intentionen und lass dich davon leiten. Schau zwischendrin auf diese Liste und kurz bevor du die Seite veröffentlichst.
Was erzählen sie ihrem Umfeld über dich? Ihren Partner:innen? Was schreiben sie in ihre Tagebücher?
Wo ist deine Magie, was macht deine Arbeit persönlicher, direkter, heller, klüger? Wie kannst du jemandem noch mehr in Erinnerung bleiben? Wie kannst du jemanden zum Nachdenken anregen? Was kannst du noch mitgeben? Revolution, Einsichten, Verständnis?
Kennst du Über-Mich-Seiten – oder andere Texte! -, die dich sofort verstanden haben? Auf denen du dich wiedergefunden hast, die für dein Gefühl genau so schwingen, wie sie schwingen sollen? Wenn ja: Was genau hat das ausgelöst? Denk an Tonfall, Begriffe, Länge, Bilder, Gestaltung …
Such dir drei Über-Mich-Seiten, die dich beeindrucken und analysiere mal genauer, warum sie so genau deine Sprache sprechen. Und dann stell dir vor, wie du selber mit deinen eigenen Worten einen solchen tiefen, schönen Eindruck auf deine Lieblingsleserin haben wirst. Wörter schwingen, weißt du. Tränke dann alles, was dich inspiriert, in deiner eigenen Ich-igkeit.
(Das sind Vorschläge. Du musst nicht alles verwenden – nur das, was zu dir passt!)
Damit weckst du das Interesse deiner Leser:innen und lässt sie ganz oben auf der Seite schon ein bisschen nicken. Oder ein „Häkchen setzen“, so nenne ich das in meinen Kursen immer.
Das könnte zum Beispiel die Beschreibung eines Problems sein, bei dessen Lösung du ihnen helfen kannst, auf eine sehr treffende, vielleicht sogar witzige, Weise formuliert. Oder es könnte ein Ausdruck deiner Mission sein, also ein Ich-möchte-dass oder Ich-habe-es-satt-dass. Oder es könnte manifest-artig sein: Ich glaube daran, dass …
Hauptsache, es zeigt deinen Lesern stark und klar, dass sie am richtigen Ort sind.
Wenn eine Person von deiner Haltung fasziniert ist, will sie mehr wissen, und Konkreteres. Hier ist der richtige Ort, um deinen Leuten zu erklären, wie du ihnen helfen kannst. Stell dich hin, deutlich und sichtbar, und erkläre, was sie von dir bekommen.
Menschen funktionieren über Geschichten. Unsere Hirne docken sich an Erzählungen an wie an nichts anderes. Also kannst du hier deine Geschichte erzählen, mit Fokus auf erzählen – also auf eine narrative und spannende Weise.
Zum Beispiel: Du könntest von deinem Aha-Moment erzählen, der dich dazu brachte, das zu tun, was du jetzt tust – wie hast du diese Arbeit entdeckt? Was hat das ausgelöst, dass du genau diese Sachen verkaufst? Oder welche Hindernisse du auf dem Weg dorthin hattest. Oder eine Anekdote, die deine Haltung zu deiner Arbeit besonders gut ausdrückt. Oder etwas von deiner Ausbildung, das dich besonders geformt hat, von einer Lehrerin, die dich stark geprägt hat. Oder etwas von einem „vorherigen Leben“, was dir heute besonders weiterhilft.
Ein anderer Blickwinkel, um deinen Leuten eine Geschichte zu erzählen, wäre von deinem Prozess zu erzählen. Wie machst du diese Arbeit, wie entwickelst du diese Produkte? Wie fühlt sich das an, wie riecht es in deiner Werkstatt, wie klingen deine Materialien?
Hier fließt die Antwort auf die wichtige Frage von vorhin ein: Woran sollen sie sich erinnern? Das bedeutet auch: Jedes Detail hier darf relevant sein.
Deine Leser wollen wissen, wofür du stehst. Weil: Menschen wollen wissen, wofür du stehst. Woran du glaubst, was dir wichtig ist, worum du kämpfst. Sag es ihnen, in deinen eigenen, ganz normalen Worten. Lass sie sich davon anstecken, oder bring sie zum Lächeln.
Beschreibe hier die Bedürfnisse und Wünsche deiner Wunschkund:innen, und lass deine Leser:innen sich damit abgleichen. Die versuchen eh die gesamte Zeit auf deiner Seite herauszufinden, ob sie hier richtig sind. Mach es denen, die tatsächlich bei dir richtig sind, einfach das zu begreifen (und noch mehr Häkchen zu setzen).
Zeig hier ein bisschen was von deiner Person – von deiner Persönlichkeit. Was du sonst machst und magst, wie du außerhalb des Arbeitskontextes bist, was für einen Stil du hast – „wie du drauf bist“. Kleine, vielleicht zufällig wirkende, interessante Dinge über dich. Du darfst dabei kreativ und ein bisschen mutig sein. Du magst mehr als „heißen Kaffee und frische Croissants“.
Es gibt wunderbar viele schöne Über-Mich-Seiten. Hier eine (völlig subjektive und spontane) Auswahl von gelungenen Beispielen meiner Kunden, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind:
Susanne hat die oben erwähnte Technik des Erzählens auf so schöne Weise umgesetzt: Sie erzählt auf ihrer Über-Mich-Seite schlicht und warm und lebendig , wie es dazu kam, dass sie Tierärztin wurde. Mehr Liebe und Wärme kann man ja wohl nicht ausstrahlen!
Godula schreibt so sprudelig und offen, dass es mir vorkommt, als würden wir bei einer ihrer warmen yogischen Süppchen zusammensitzen und kichern. Und das, obwohl wir uns bisher nur über Skype kennen! Außerdem beherrscht sie die Kunst der Trennung und gleichzeitigen Vermischung von Fakten und Emotionen vorbildlich, und sie leitet die Leserin am Ende elegant weiter durch ihre Seite.
All das, worüber wir eben gesprochen haben, funktioniert auch als „Über-Uns-Seite“: Manuela, die Inhaberin einer Garten- und Landschaftsbau Firma, kennt ihre Mitarbeiter:innen so gut, dass sie an unserem Aktionstag innerhalb von wenigen Minuten zu jeder einzelnen Person einen charmanten und herzlichen Absatz geschrieben hatte. (Plus: Einer ihrer Gärtner hat eine Doktorarbeit über Pilze geschrieben. Wie toll ist das denn bitte?)
Die Aufgabe, die ich dir heute stelle, ist einfach:
Das darf eine winzige Winzigkeit sein. Hauptsache, du spürst danach eine Freude im Bauch, deine Über-Mich-Seite einen Tick wärmer gemacht zu haben, und damit einen Tick einladender für diese tollen Menschen da draußen, die mit dir arbeiten könnten.
Das Ganze ist ein Prozess, und so richtig „fertig“ ist diese Seite eh nie. Denn du bist ja auch nicht „fertig“, sondern entwickelst dich ja auch laufend weiter. Keine Panik also, sondern lauter winzige Schrittchen aneinandergesetzt.
Wenn du dann immer noch magst, hätte ich noch etwas für dich. Und zwar ein Geschenk – das gesamte Kapitel zur Über-Mich-Seite aus meinem Online Website erstellen Kurs:
Da geht es darum, einen großen, freien, losen Vorrat an Sätzen zu schaffen, die zu dir passen und die du an verschiedenen Stellen, in verschiedenen Texten über dich einsetzen kannst. Das braucht allerdings etwas Zeit und Ruhe, also nimm es dir vielleicht eher für morgen oder nächste Woche vor. Denn heute solltest du ja nur eine Klitzekleinigkeit ändern!
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