Bin ich altmodisch, wenn ich siezen will? oder Warum klingen meine Texte immer so steif, wenn ich nicht duze? – Diese Themen haben schon einige meiner Kund:innen mehr als ein paar Nerven gekostet, und in Gruppenkursen zu spannenden Diskussionen geführt.
Ich kann den Nervenverlust und die intensiven Gedanken dazu sehr gut verstehen. Und ich finde, die Frage „Du“ oder „Sie“ ist ein großartiges Beispiel, um daran über dich und deine Website etwas zu lernen.
So vieles an diesem Thema lässt sich nämlich auf ganz viele andere Website-Themen übertragen:
Welche Ansprache für deine Website Sinn macht, hängt von dir ab und von den Menschen, die du erreichen willst – von deiner Persönlichkeit und von ihrer Persönlichkeit, von deinem Auftreten, deinem Angebot, deiner Branche, von ihren Erwartungen und Lesegewohnheiten und so weiter.
Es gibt auf Websites kaum Sachen, die du „richtig“ oder „falsch“ machen kannst. Es gibt einfach Sachen, die mehr nach dir riechen und mehr Beziehung zu deinen Menschen knüpfen und Sachen, die das vielleicht etwas weniger tun. Und auch das kann sich verändern, je nachdem, wie sich deine Selbständigkeit und oder die Welt verändert.
Ganz oft liegt der Frust, der bei der Bearbeitung einer Website entstehen kann, daran, dass wir es gewohnt sind, Dinge fertig zu machen und abzuhaken. Ein Projekt anzugehen und es dann abzuschließen. Websites sind da etwas anders: Sie sind eher lebendige Wesen, die mit dir wachsen und sich verändern wollen.
Das fühlt sich dann ungewohnt an, ist aber eine schöne Möglichkeit, etwas von diesem antrainierten Perfektionismus abzuschütteln. Und damit dann auch einfach mal ein Experiment zu wagen – zum Beispiel das Experiment Duzen oder das Experiment Siezen.
Auch das ist eine Fähigkeit, die wir sonst nicht so oft üben: Manchmal muss man auf der eigenen Website eine Weile etwas aushalten, auch wenn es sich komisch anfühlt. Denn so kann man es auf sich und auf andere wirken lassen, und so hat man später mehr Informationen, mit denen man weiterarbeiten kann.
Und genau so bleibt man dann in Bewegung und gibt der Website den Raum, sich zu verändern und lebendig zu bleiben.
Mit dieser ausführlichen Vorrede hier nun jeweils eine Reihe von Argumenten und Gründen für beide Arten der Ansprache:
Zusammengefasst also nochmal: Beide Formen der Ansprache können funktionieren!
Wichtig ist vor allem, wo deine Intention für deine Website am besten greifbar wird, wo und wie du am besten fließen und wirken kannst.
Und hier noch die Erinnerung: Sprache ist flexibel und Kontext und Textur ist das eigentlich Entscheidende – das heißt, du kannst wunderbar mit einem distanzierten, sachlichen, wertschätzenden Du arbeiten, genau so wie mit einem warmen, liebevollen, vertrauensvollen Sie. Es ist ja alles nicht so binär, wie wir uns das manchmal einreden!
Falls du dich nicht für eine Ansprache entscheiden kannst und dir schon schwindlig wird von den ganzen Pros und Cons: Mach dir wirklich ein Experiment daraus, also einmal das Experiment Siezen, und dann das Experiment Duzen. Schreibe dafür Teile deiner Texte mit „Sie“, und andere mit „Du“. Beobachte dabei, welche Formulierungen dir lebendiger und passender erscheinen für den Raum, den du mit deiner Website erschaffen willst, und bei welcher Form der Ansprache du entspannter schreibst und mehr bei dir bist.
In dem Texte-Modul des Selbstlernkurses Feinschliff gehen wir noch tiefer auf dieses Thema ein, und schauen auf sprachlicher Ebene noch genauer hin, was die verschiedenen Ansprachen für den Text bedeuten.
Ganz wichtig bei solchen Website-Entscheidungen ist, dass du nicht endlos alleine bleibst mit diesen Themen und Fragen. Websites entstehen und leben im Außen, in Beziehungen, und nicht nur in deinem Kopf oder an deinem Schreibtisch.
Deshalb ist es super relevant, dass du (vielleicht auch früher, als es sich für dich gut anfühlt), in den Austausch kommst und dir Rückmeldungen zu deinen Texten holst – idealerweise von Menschen, die deinen Wunschkund:innen ähneln.
Dafür sind übrigens auch unsere Website-Wochen ideal: Du kannst an diesen Gruppenkursen teilnehmen, um im Austausch mit anderen Menschen an deiner Website zu arbeiten – und somit immer eine Runde von Menschen um dich hast, die dir live und konkret konstruktive Rückmeldungen und Einschätzungen geben können. Hier erfährst du mehr dazu.
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