Ich spreche in diesem Artikel über zwei verschiedene technische Systeme, die du für den Bau deiner Website verwenden kannst.
Das bedeutet: Ich spreche über zwei verschiedene Werkzeuge. Beide sind grundsätzlich dafür geeignet, eine gute Website zu erstellen. Denn, und das ist meine Grundüberzeugung – nicht die Technik macht die Website „gut“, sondern die Lebendigkeit der Inhalte, die Klarheit der Struktur und die Bereitschaft, überhaupt etwas von sich zu zeigen.
Die Technik ist aus meiner Sicht vor allem in zwei Punkten wichtig:
Dazu kommt natürlich immer noch der Kostenpunkt – und hier ist es immens wichtig, Zeit und Geld mit einzuberechnen. Denn wenn du einen halben Arbeitstag brauchst, um ein kostenloses Plugin zu installieren, dann hat dich dieses Plugin die Hälfte deines Tagessatzes gekostet.
Und der letzte Punkt meiner Einführung: Ich spreche hier für die Menschen, deren Bedürfnisse ich am besten kenne, nämlich meine Kund:innen. Das sind zum allergrößten Teil Selbständige mit großem Fachwissen in ihrem Bereich und wenig Lust, sich tiefe neue Fachkenntnisse im Bereich der Website-Pflege zu erarbeiten. Sie wollen ihre Seiten selber bearbeiten können und ansonsten möglichst wenig Ärger mit ihnen haben.
Für andere Menschen und Situationen sind meine Empfehlungen vermutlich nicht ganz so entscheidend.
So! Mit all dem aus dem Weg springen wir direkt in die spannende Frage:
Um das zu verstehen, müssen wir zuerst den grundlegenden Unterschied zwischen beiden Systemen begreifen: Squarespace ist ein Baukastensystem, Wordpress.org ein Redaktionssystem.
Das bedeutet (etwas vereinfacht): Squarespace stellt dir alle Elemente, die du für eine fertige Website brauchst, zur Verfügung und du kannst Sekunden nach der Anmeldung schon die ersten Texte und Bilder eingeben. Wordpress dagegen ist ein komplexes System, das zuerst per FTP-Client auf einem Web-Server mit Datenbank konfiguriert und installiert werden muss, dann wird ein „Theme“ (eine Basis-Vorlage) eingesetzt und mit den benötigten „Plug-Ins“ (das sind ergänzende Funktionen) erweitert.
Daraus ergeben sich bereits auf den ersten Blick zwei wesentliche Vorteile der jeweiligen Systeme: Squarespace ist einfach und schnell in der Handhabung, Wordpress ist endlos flexibel und kann ganz exakt so konfiguriert werden, wie man es braucht.
Und daraus ergeben sich beim Weiterdenken – wie so oft im Leben – natürlich sofort die dazugehörigen Nachteile: Squarespace ist limitierter im Einsatz – du musst mit den Funktionen und Gestaltungselementen, die du dort vorfindest, klar kommen. Wordpress ist dafür eindeutig komplexer und aufwändiger, sowohl im ersten Aufsetzen als auch in der langfristigen Wartung der Seite.
[Ein kleiner Einschub, der alles noch ein bisschen verwirrender macht: Es gibt zwei verschiedene Wordpress-Arten, die selbergehostete Variante, von der ich hier spreche und die du unter wordpress.org findest – und dann noch eine „baukasten-artige“, die du unter wordpress. com findest. Hier kannst du einen ausführlichen Vergleich der beiden Wordpress-Varianten lesen (auf englisch). Da die Wordpress-Baukasten-Variante aber aus meiner Sicht nicht mit Squarespace mithalten kann, vergleiche ich hier die selbergehostete Variante.]
Gehen wir jetzt die wichtigsten Faktoren einzeln und im Detail für beide Systeme durch:
Letztendlich lässt sich das nur individuell durch das Ausprobieren beider Systeme herausfinden, aber die Tendenz ist hier sehr eindeutig: Squarespace ist auch als Anfänger problemlos und intuitiv bedienbar – was für Wordpress nicht wirklich gilt.
Ein Blick in die Benutzeroberflächen der beiden Systeme verdeutlicht das ganz gut:
Hier siehst du, dass du bei Squarespace im Bearbeitungsmodus auf der rechten Seite deine Website genau so vor dir hast, wie der Besucher sie später auch sieht. Du musst also nicht raten, wo sich die Stelle befindet, die du anpassen möchtest oder was passiert, wenn du dieses oder jenes tust. Auf der linken Seite siehst du in dieser Ansicht deinen „Seitenbaum“, also die schematische Struktur deiner Seite.
Inhaltselemente wie Bilder, Textblöcke oder Videos fügst du per Drag & Drop ein, sprich du holst sie mit der Maus aus einer Art Inhaltsschublade und lässt sie an der Stelle los, wo sie später erscheinen sollen:
Somit kannst du mit Squarespace schnell und einfach sogar ein magazinartiges Layout anzulegen, und zwar völlig unabhängig von der Vorlage, die du ausgewählt hast.
Hier bei Wordpress ahnt man zwar sofort die vielen Möglichkeiten, die Wordpress einem bieten kann – aber die Komplexität des Bearbeitungsmodus wird einem leider auch schnell bewusst … Manchmal ist es schwierig, überhaupt die richtige Unterseite oder Stelle zu finden, die man anpassen möchte.
Wordpress arbeitet nicht mit Drag & Drop, wenn du also Inhaltselemente verwenden willst, du deine Vorlage nicht vorgibt, musst du das in dem Code deiner Vorlage anpassen (oder jemanden beauftragen, es dir einzuprogrammieren).
Noch entscheidender ist für mich bei diesem Faktor aber die Handhabung auf lange Sicht gesehen, und auch da punktet Squarespace mit Einfachheit. Du musst im Prinzip: gar nichts tun. Die Seite läuft einfach und das Squarespace-Team kümmert sich um Sicherheit und technische Updates der Seite.
Bei Wordpress dagegen musst du ganz genau die Gesundheit deiner Website im Blick behalten: Sind alle aktuellen Updates (und davon gibt es viele!) installiert? Laufen die einzelnen Plug-Ins gut miteinander oder behindern sie sich in ihren Funktionen? Sind die wichtigsten Sicherheits- und Backupmaßnahmen getroffen?
Speziell dieser letzte Punkt spielt bei Wordpress eine wichtige Rolle, denn durch die Beliebtheit des Systems ist es auch bei Hackerinnen und Angreifern sehr beliebt – und eine nicht sorgfältig gepflegte Wordpress-Installation ist ein leichtes Ziel.
Dieser Punkt lässt sich nicht ganz so schnell und eindeutig klären – da müssen wir etwas genauer hinschauen.
Grundsätzlich bist du mit Wordpress freier und flexibler, weil du mit dem System viel mehr erreichen kannst. Das ist aber nur dann hilfreich, wenn du auch „viel mehr“ brauchst, als zum Beispiel Squarespace es bietet. Dieses „viel mehr“ könnte eine große Shop-Installation sein, die mit einem ganz bestimmten Warenwirtschaftssystem verknüpft werden muss, oder eine aufwändige Mehrsprachigkeit.
Wordpress ist eine open source Plattform – das bedeutet, dass der Quellcode offen verfügbar ist. Als Entwickler:in kann man also direkt in den Programmiercode eingreifen und alle Anpassungen vornehmen, die man möchte.
Das bedeutet auch, dass es große Mengen von fertig programmierten Ergänzungen gibt (sogenannte Plugins), die du deiner Wordpress-Seite hinzufügen kannst – zum Beispiel für bessere Statistiken oder eine Diashow. Allerdings installierst du diese Plugins auf eigene Gefahr: sie werden nämlich nicht überprüft, und manche sind leider so ungeschickt programmiert, dass sie dir Ressourcen rauben, Konflikte mit anderen Plugins bereiten oder sogar deine Seite unsicherer machen.
Wenn solche Probleme auftauchen, hilft dir eventuell die Entwicklerin des Plugins weiter. Bei Premium Plugins, die du also kaufst, ist der Support oft deutlich besser und schneller – allerdings können auch diese Entwickler:innen natürlich nicht das Gesamtsystem deiner Wordpress-Seite untersuchen, wenn zum Beispiel ein anderes Plugin die eigentliche Fehlerquelle ist.
Plugins sind also praktisch, weil sie dir beinah unbegrenzte Möglichkeiten bieten, du musst nur gut darauf achten, dass du vertrauenswürdige Plugins installierst und sie vorab ordentlich testest. (Exakt das gleiche gilt übrigens auch für die Wordpress-Themes, also Vorlagen!)
Und damit kommen wir zum Knackpunkt: In der Realität bedeutet das für nicht-technisch orientierte Selbständige, dass sie sich jemanden suchen müssen, der ihre Wordpress-Seite für sie installiert, pflegt, erweitert und auf dem Laufenden hält. Spätestens bei einem großen Update beginnt erfahrungsgemäß das Fluchen, wenn bestimmte Plugins nicht mehr funktionieren oder sich in der Bearbeitung etwas verschoben hat.
Squarespace dagegen bietet keine endlose Auswahl von Erweiterungsmöglichkeiten, sondern eine große, sorgfältig ausgewählte und getestete, aber begrenzte Menge von Funktionen, Inhaltselementen und Vorlagen. Alle Funktionen, die Squarespace einsetzt, werden von dem Squarespace-Team entwickelt und gepflegt – und der Support kennt sich mit ihnen aus, kann dir also meist schnell und zügig weiterhelfen.
Außerdem, wie oben schon erwähnt, kümmert sich Squarespace zentral um die Sicherung und die Updates der Websites – du bekommst also nicht alle naselang Update-Mails und Warnungen.
Wenn Freiheit für dich also vor allem bedeutet, dass du frei bist, deine Texte zu schreiben und Bilder einzufügen und neue Artikel zu schreiben und deine Website zu nutzen – dann ist Squarespace richtig für dich.
Wenn Freiheit für dich die komplette Kontrolle bis in das letzte Detail bedeutet, und du die dazugehörige Verantwortung nicht scheust, dann ist Wordpress vermutlich passender für dich.
Die Squarespace-Vorlagen haben zwei große Vorteile: sie werden alle von professionellen Designern gestaltet (die oft besonderen Wert auf gute Typografie und luftige, moderne Seiten legen) und sie sind durchgehend optimal auf mobile Geräte optimiert. Das bedeutet, alle Squarespace-Seiten sehen auf Tablets, Smartphones, Netbooks und großen Computern gleich gut aus.
Hier findest du die aktuellen Squarespace-Vorlagen:
Wenn du hier eine Vorlage anklickst, siehst du oft Beispiele von Websites, die daraus entstanden sind – und erkennst damit gut die vielen Möglichkeiten, die dir ein solches Template bietet:
Bei Wordpress kannst du aus einer riesigen Anzahl von Themes, also Vorlagen, wählen – ähnlich wie bei den Plugins. Auch hier gibt es manche einfach so zum runterladen (darunter ganz schöne Nieten) und einige (die empfehlenswerten!), die etwas kosten.
Für ein gut gestaltetes Wordpress-Theme, das die wichtigsten Funktionen enthält, sinnvoll anpassbar und für mobile Geräte optimiert ist, zahlst du meist zwischen 30 und 100 €. Schön und günstig finde ich oft die Themes von dem deutschen Anbieter Elmastudio:
Auf den ersten Blick wirkt die Frage einfach: Squarespace kostet mindestens 11€ im Monat, und Wordpress kann man kostenlos installieren. Wenn wir aber genauer hinschauen, gibt es in der Realität oft gar keinen großen Preis-Unterschied zwischen den beiden Systemen. So kommt’s:
Squarespace bietet für diese 132€ im Jahr ein All-Inclusive-Paket, das Hosting, Bearbeitungsoberfläche, Plugins, Programmierung, Vorlagen und Support enthält.
Bei Wordpress kannst du zwar in all diesen Punkten entweder sehr günstige oder kostenlose Lösungen nehmen, du hast aber dann keine Sicherheit über deren Qualität – was für eine Hobby-Website kein großes Thema ist, dagegen für eine Website, über die dein Geschäft läuft, natürlich ein Risiko darstellt. Also benötigst du getestete Premium Plugins und Themes, was je nach Website-Wünschen schnell mal auf ein Anfangsinvestment von 100-200 € hinausläuft.
Entscheidender ist allerdings: Wenn du selber nicht programmieren kannst, wirst du dir eine Expertin suchen und bezahlen müssen, die die Seite mit dir aufsetzt und sie vor allem auch langfristig pflegt. (Und eine Expertin verlangt für diese laufende Arbeit und Verantwortung mehr als 11€ im Monat.)
Wenn du selber lernen willst, mit Wordpress umzugehen, um zum Beispiel die Pflege der Seite, Backups, Updates und die Installation von neuen Plugins zu übernehmen, musst du an dieser Stelle natürlich die Kosten mit einberechen, die dir durch diesen Lernprozess entstehen: nämlich deine eingesetzte Zeit. Viele Gründer:innen behandeln ihre eigene Zeit so, als wäre sie keine wertvolle Ressource – aber jede Stunde, die du mit der Technik deiner Website verbringst, ist eine Stunde, in der du weder Akquise machst noch an deinen Produkten arbeitest. Das kann langfristig trotzdem die richtige Entscheidung für dich und dein Unternehmen sein, wichtig ist nur, dass du diese Entscheidung bewusst triffst.
Squarespace hat ein eigenes Support-Team, die 24 Stunden pro Tag auf Anfragen antworten. Außerdem gibt es einen Live Support Chat auf ihrer Website, ausführliche Anleitungen und Videos, und ein aktives Forum. Damit hat Squarespace ein sehr dichtes und hilfreiches Netz an Unterstützung gewoben.
So am Rande: Wenn du den Website erstellen Kurs machst, bekommst du jeden Mittwoch in einer offenen Sprechstunde von mir persönlichen Support :)
Wordpress hat keine eigenen Support-Mitarbeiter:innen, dafür aber ein massiv riesiges Forum mit zigtausend Fragen und Antworten. Es gibt auch eine deutsche Wordpress-Community, die ist zwar natürlich ein bisschen kleiner als die internationale-englischsprachige, aber immerhin vorhanden und aktiv.
Hier findest du oft eine Antwort auf deine Fragen – oft allerdings auch nicht. Dann kannst du eine neue Frage stellen, was aber voraussetzt, dass du dein Problem verständlich formulieren kannst, dass das Thema nicht schon viele Male beantwortet wurde und dass du Geduld mitbringst: Alle, die in den Wordpress-Foren Antworten geben, sind Freiwillige, die dir ihre eigene Zeit schenken. Und das kann dann schon mal ein paar Tage dauern. Und auch an dieser Stelle gilt, dass du die Veranwortung für die Lösung trägst, und dass es nicht unbedingt die effektivste oder beste Lösung ist, die dir dort vorgeschlagen wird.
Auch aus diesen Gründen empfehle ich dringend, dir eine fähige und zuverlässige Wordpress-Unterstützerin zur Seite zu stellen, wenn du den Wordpress-Weg wählst. Denn sonst steckst du Stunde um Stunde deiner Zeit in den Wordpress-Foren, und das – siehe oben – ist eine wertvolle Ressource, die du da verschleuderst.
Es gibt nicht ein System, das allen Anforderungen gerecht wird.
Deshalb kann Wordpress, trotz seiner immensen Flexibilität, nicht allen Projekten und Persönlichkeiten gerecht werden und deshalb kann Squarespace, trotz seiner unglaublichen Einfachheit, nicht allen Projekten und Persönlichkeiten gerecht werden.
Wordpress ist – an sich – die „bessere“ Lösung. Weil: Kontrolle. Das Problem mit dieser kompletten Kontrolle ist die komplette Verantwortung, und ein deutlich größerer Aufwand im Lernen und Betreiben der Website.
Und deshalb ist Squarespace für die meisten meiner Kund:innen die eigentlich bessere Lösung. Weil: Weniger Frust und mehr Zeit für ihre wirkliche Arbeit.
Man kann sich das ein bisschen vorstellen wie bei einem Haus, das du dir selber baust, im Gegensatz zu einer gemietete Wohnung, die du dir selber einrichtest (und wo du die Vermieterin anrufen kannst, wenn etwas kaputt geht!). Klar ist es „besser“, das Haus zu besitzen. Aber es ist nicht in jedem Moment praktisch oder machbar, oder der passendste Einsatz von Zeit und Geld.
Deshalb bleibt Squarespace meine klare Empfehlung für Selbständige, die eine Website haben wollen, die ohne große Mühe einfach funktioniert. Wobei, und das ist wichtig: Auch große Firmen und sehr fortgeschrittene Nutzer:innen verwenden Squarespace für ihre Websites – das bedeutet also nicht, dass du irgendwann wechseln musst, wenn deine Selbständigkeit wächst.
Wenn du dagegen entweder selber technisch interessiert bist und die Zeit hast, Wordpress zu lernen, oder du jemanden im Netzwerk hast, der sich auskennt und das langfristig übernimmt – und du das Budget hast, diese Person zu bezahlen –, dann ist Wordpress eine super Lösung.
Melde dich hier an für weitere Artikel, Briefe und besondere Angebote im (etwa) 2-Wochen-Takt:
Ich nutze für den Versand dieser Mails den Anbieter ConvertKit, der deine Daten auf sicheren Servern in den USA verarbeitet. Weitere Details dazu, sowie Hinweise zu der von der Einwilligung mitumfassten Erfolgsmessung, der Protokollierung der Anmeldung und deinen Widerrufsrechten kannst du hier in meinen Datenschutz-Hinweisen lesen. Abmelden kannst du dich natürlich jederzeit mit einem Klick.