Kunden gewinnen ohne Facebook

Heute hab ich's zum zweiten Mal probiert, mich zum Arbeiten, so ganz mondän, in ein Café zu setzen. Mit dem Laptop an einer hohen Fensterscheibe sitzen, vor mir ein dampfender Tee, draußen die schöne Straße, um mich herum lebhaftes Mittagsgemurmel und ich tippe munter vor mich hin. So wie man das auf Instagram sieht.

Was wunderbar klingt – und für mich überhaupt nicht funktioniert:

Ich denke Gesprächsfetzen zu Ende, anstatt eigene Gedanken zu beginnen, ich kann den Blick nicht von der Straße nehmen, jeder Bauarbeiter ist auf einmal spannender als mein Bildschirm, die Kinderwägen dort haben so herrlich kugelige Decken darin, die beiden da drüben auf der Bank sehen nett aus, die Musik gefällt mir nicht, ich habe Zwiebelgeschmack im Mund, der Hocker ist unbequem ...

Arbeiten in einem Café klingt schick, ist aber nichts für mich.

Mein Fokus ist bei etwa null, mein Output auch.

Also setze ich mich auf's Radl und fahre zurück zu meinem beruhigend langweiligen Schreibtisch.

Ist ja auch klar: Ich hab etwas Neues probiert, es bringt mir nichts, also lasse ich es. Da würde sich ja jeder wundern, wenn ich es weiter versuchen und mich Tag für Tag in wuselige Cafés zwingen würde.

Weißt du, was mich wundert? Dass dieser gesunde Menschenverstand bei Internetdingen völlig verloren geht.

Social-Media-Marketing klingt auch schick. Ist aber auch nicht für jeden.

Was ich zur Zeit wieder häufig erlebe: Eine Kundin schaut mich mit quasi schmerzverrtem Gesicht an und fragt gegen Ende eines Schnellstarts: „Sag, wie muss ich das denn jetzt eigentlich mit Facebook machen?“ Und ich frage: „Was genau willst du da machen?“ – „Naja, gar nichts will ich da machen, ich finde es furchtbar ... aber ich muss ja, man muss da ja Werbung machen“.

Ich frage: „Sind denn deine Kunden dort?“

Sie: „Hmm. Nee, eher nicht.“

Wisst ihr was? Wenn ihr euch zwingt, Social-Media Plattformen als Marketing-Werkzeug zu nehmen, obwohl es euch keinen Spaß macht und eure Kunden selber nicht dort sind – ihr das aber weitermachen wollt, weil ihr am Beispiel von Person X gesehen habt, dass das geht, dass man darüber sogar Coaching-Kunden anziehen kann! – dann ist das so, als würde ich mich täglich in laute Cafés setzen und hoffen, dass dabei tolle Arbeit rumkommt.

Ich bin einfach nicht gemacht dafür. Du bist vielleicht nicht gemacht für Facebook (Ich auch nicht, übrigens – seit über drei Jahren nutze ich Facebook nicht mehr). Beides ist okay.

Manche sind gemacht für laute Cafés und munteres Facebook-Posten.

Manche können im Café sogar arbeiten, und manche können über Facebook sogar Kunden gewinnen. Aber Cafés sind deshalb nicht der einzige Ort, um zu arbeiten, und Facebook ist deshalb nicht der einzige Weg, um an Kunden zu kommen.

Fiese Frage von mir: Warum willst du es dann so dringend?

Warum erlaubst du dir nicht, den Marketing-Weg zu suchen, der zu dir und deiner Persönlichkeit und deinen Wunschkunden passt? Wo du deine Energie so einsetzen kannst, dass du auch tatsächlich etwas zurückbekommst?

Es gibt Alternativen zu Social Media.

Dieser Weg könnte sein:

  • Social Media erstmal nutzen, um anderen zuzuhören – und nicht, um dir Frust zu machen, weil du dich „nicht gut verkaufen kannst“. Dieser Weg macht logischerweise nur dann Sinn, wenn du weißt, dass deine Kunden die jeweilige Plattform nutzen. Dann kann es sich aber lohnen, im Rahmen von Twitter Chats oder Facebook Groups einfach nur mit den Menschen zu sprechen, die sich in irgendeiner Form mit deinem Thema beschäftigen.
  • Ein kleiner Workshop, den du bei dir vor Ort anbietest. Nimm als Thema für diesen Workshop ein „Häppchenthema“ – etwas, was zu deinem Hauptthema gehört und gleichzeitig hungrig auf mehr macht. Klug ist es, so einen Einsteigerworkshop ziemlich günstig anzubieten, und dann vor Ort einen Hinweis auf ein größeres Paket zu geben. (Einen Hinweis! Keine halbe Stunde Selbstbewerbung.)
  • Eine Partnerschaft mit einer Person in einem ähnlichen Bereich, die schon einen stabilen Kundenstamm hat – hier ist wichtig, dass du dieser Person etwas anbietest, was sie selber nicht machen kann oder will, also zum Beispiel einen Gastartikel zu einem Thema, mit dem sie sich nicht so gut auskennt, oder einen Gastauftritt bei einem Seminar, oder einen Beitrag für ein gemeinsames Produkt ...
  • Oder eine Partnerschaft mit einer Institution – kleine Firmen, Yoga-Studios, Bibliotheken, Co-Working-Spaces, Cafés, Beratungszentren, Veranstaltungsorte ... Wer könnte von deinem Angebot für sein Publikum profitieren? Und wo gehen deine Wunschkunden ohnehin schon gerne hin?
  • Ein geschenktes Angebot: Du könntest einen kostenlosen Online-Kurs anbieten, und dabei die E-Mail-Adressen von Interessenten sammeln / in einem Wettbewerb ein „Stipendium“ für deinen Workshop ausloben / einer Person, die von deinen Wunschkunden viel beachtet wird, eine kostenlose Beratung anbieten (und im Tausch eine Referenz von ihr erhalten) / kostenlose gemütliche Events veranstalten – ein Soirée bei dir zuhause, ein Erfahrungsaustausch in einem Co-Working-Space ...

Erfolg sieht bei jedem anders aus, und kommt oft auf völlig unerwartetem Weg. Wie es dir deine Mama schon immer gesagt hast: Du musst nicht das machen, was „alle anderen“ machen. Deine Selbständigkeit profitiert davon, wenn du die Wege wählst, die du gerne gehst und die du tatsächlich gehen kannst.

Und: Gib dir den Raum, etwas auszuprobieren und es dann wieder zu lassen! Ist ja nicht schlimm, so ein vertrödelter Café-Vormittag.

Und, falls du das Social-Media-Ding trotzdem ausprobieren möchtest: Im Feinschliff findest du ein komplettes Kapitel, das dir zeigt, wie du ein erfolgreiches Social Media Experiment durchführst. Dabei kannst du zum Beispiel herausfinden, ob die Plattform zu dir passt und ob deine Kunden wirklich dort sind.

Hier kannst du dich für das kostenlose Feinschliff-Probekapitel anmelden:

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