Umgezogen. Goldstückchen überall.

Ich schreibe aus meiner neuen Werkstatt. Die wir nun gefunden und am Wochenende bezogen haben, und aus der heraus ich bereits arbeite, obwohl wir noch mitten im Renovieren sind.

Und das ist gleich das Erste, was mir dieser neue Raum lehrt: Ich brauche überhaupt nicht viel zum Arbeiten. Internet und Strom und eine freie Fläche, auf der ich meinen Rechner aufbauen kann, das reicht völlig. Damit habe ich gestern bereits eine Schnellstart-Website erstellt, zwischen nackten staubigen Wänden und stapelweise Umzugskartons und Häufen von Werkzeugen.

Was natürlich alles nicht exakt so geplant war, aber das macht ja nichts. Konnten ja nicht ahnen, dass die Tapete 1. so festsitzt und 2. dass sich darunter ausgerechnet eine orangene Schicht befindet … Darunter wiederum eine rosane und eine weiße und dann eine sehr schöne taubenblaue Schicht, mit einer dunkelroten handgezogenene Bordüre.

Auf jeden Fall haben wir beschlossen, dass wir uns Zeit lassen. Dass wir unter der Woche „ganz normal“ arbeiten und am Wochenende packe ich den Rechner eben wieder ein und wir kratzen, spachteln, streichen und schleifen weiter. Allein dieser Beschluss macht mich schon glücklich. Er zeugt davon, dass das jetzt unseres ist, ein Raum, mit dem wir so arbeiten und umgehen können, wie wir das wollen und brauchen. Dass wir schauen können, was da ist und in Ruhe entscheiden können, was wir damit machen.

Außerdem sehr schön: Der Raum war ein Laden früher, für Goldrahmen. Sprich: Wir finden überall Goldreste.

Wir haben ein großes Schaufenster und eine Ladentür, und ein Fenster auf die Straße. Was ein merklicher Unterschied ist zu dem ruhigen Hinterhof, in dem ich bisher meinen Arbeitsplatz hatte.

Wie groß dieser Unterschied ist, wird mir minütlich klarer. Durch diese Fenster, und vor den Fenstern auf der Straße, wo wir und die Tapetenabkratzhelfer und die Freunde, die in der Nähe wohnen, jetzt sitzen und Mittag essen und abends Bier trinken und Nüsse knacken, lerne ich ein Viertel kennen.

Ich sehe, dass Menschen neugierig sind. Dass sie reinschauen und nachfragen und gerne kaufen wollen, dass sie auf etwas hoffen, das für sie richtig ist. Und das bestätigt so schön all meine Vermutungen.

Und ich frage mich natürlich: Was hat eine Website mit einem Schaufenster zu tun? Inwieweit stimmt dieser Vergleich? Was macht man mit einem echten Schaufenster?

Usw. Gut, dass es immer was zu denken + zu lernen gibt, wa?




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