Wie man seine eigenen Worte nutzt.

Die Menschen, mit denen ich arbeite, haben schon einiges erlebt. Sie haben gearbeitet und gelacht, mal überzeugt und mal verloren, sie haben Kinder bekommen, Konflikte gelöst, Krankheiten ausgeheilt, Eltern versorgt, Berufe gewechselt, Partner:innen gewechselt, neue Ausbildungen begonnen, neue Räume bezogen und alte vermisst.

Sie haben in ihrem Leben schon richtig viele Gespräche geführt.

In der Phase, in der sie mit mir arbeiten, fängt für sie etwas Neues an. Mal wieder, bei manchen. Endlich, bei anderen. Meist ist die ganze Selbständigkeit neu, manchmal ist es „nur“ die Website.

Auf jeden Fall ist etwas neu, und auf jeden Fall einschüchternd. Weil: Man kann ja nicht mal sein Handy richtig bedienen, wie soll man da eine Website bauen. Oder: Ich weiß doch selber noch gar nicht, wie meine Selbständigkeit wird, da kann ich doch nichts über mich schreiben. Oder, oder, oder.

Und alle miteinander fühlen sich, als stünden sie mit völlig leeren Händen vor mir.

Ich die Fachperson, sie wieder ganz am Anfang — denn sie „wissen“ ja nicht, wie eine Website geht.

Aber! Sie wissen verdammt gut, wie kommunizieren geht. Und viel mehr? Braucht man nicht für eine gute Website.

Ich zähle gar nicht mehr mit, wie oft mir jemand sagte, Ich weiß überhaupt nicht, wie ich das-und-das auf meiner Website beschreiben soll, nur um mir dann astrein und elegant zu erklären, um was es geht. Da kann ich nur antworten: Wie wär's mit genau so?

Das ist ihr Bauchgefühl, ihre Intuition, ihre Erfahrung, ihr Alles, das sich da in ihren gesprochenen Worten wiederfindet. Sie trauen sich bloß nicht, das wirklich zu nutzen.

Die Paartherapeutin, die im Workshop erzählte, dass es bei ihr darum gehe, seine:n Partner:in zu verstehen und als Mensch gemeinsam mit ihm zu wachsen und wie sie das mache — auf einmal wollten alle Anwesenden bei ihr eine Sitzung, egal ob sie nun Probleme mit ihren Partnerin hatten oder nicht. Auf ihrer Website aber fand ich nur ein „Herzlich Willkommen“ und ein paar Schlagworte, die nicht mal jemanden interessiert hätten, der kurz vor der Scheidung steht.

Die Texterin, die mich fragt: Wie soll ich die Kleinigkeiten nennen, die es bei dem Empfang zum Essen geben wird? „Häppchen“ klingt so doof. Und ich antworte natürlich: Wie wär's mit „Kleinigkeiten zum Essen”?

Ich verstehe, dass man (speziell am Anfang) auf seiner Website möglichst professionell und sachlich klingen will.

Aber das Grundproblem einer Website ist, dass sie eine Website ist — und kein Mensch.

Also tust du gut daran, deine Website so menschenartig wie möglich zu machen. Das geht am einfachsten, wenn sie so klingt, wie du klingst, wenn du (du Mensch, du) ein entspanntes Gespräch über deine Arbeit führst.

Nicht zu unterschätzender Bonus: Wenn du schreibst, wie du sprichst, wirst du besser verstanden. Vor allem in der flüchtigen Welt des Internets.

Probier's aus. Achte in den Gesprächen, die du in nächster Zeit über deine Arbeit führst, auf die Worte, die du wählst. Und dann prüfe nach, ob genau diese Worte und Formulierungen nicht auch der absolute Hit für deine Seite wären. Oder deinen Flyer. Oder deine Visitenkarte, oder was-auch-immer.




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